Mein kulturweit-ABC

Tombé Franklin aus Kamerun hospitierte von Februar bis Mai 2024 mit kulturweit-Incoming bei Kanzi e.v. in Berlin. In seiner Freizeit bespielte er zudem Stand Up Bühnen und Open Mics. Hier der entsprechend außergewöhnliche Erfahrungsbericht unseres Wortkünstlers. Viel Spaß beim Lesen!

  • Tombé auf der Bühne
  • Ein Teller mit Pierogi.
  • Ein Teller mit Bratwürsten, Brezel und Sauerkraut.
  • Das Meer.
  • Tombé im Seminar mit einer Teilnehmerin.

Guten Tag zusammen,

ich bin TOMBE aus Kamerun. Ich habe von Februar bis Mai 2024 mit kulturweit-Incoming bei Kanzi e.V. in Berlin hospitiert. Darf ich dich duzen? Ich hoffe, du hast ja gesagt. Wenn nicht, kannst du ja andere Berichte lesen. Du bist hier, weil du viele Fragen hast? Was passiert bei kulturweit-Incoming? Was machen die Hospitant*innen in den Einsatzstellen? Macht es Spaß?

Ich wollte mal was anderes schreiben als die Berichte, die du schon gelesen hast oder auf dieser Seite bald lesen wirst. Hier also mein Erfahrungsbericht in alphabetischer Reihenfolge!

A wie Adresse. Die Adresse ist eine Anschrift und spielt eine sehr große Rolle in Deutschland. Gibt es so etwas in deinem Heimatland, dann kannst du schon den Abschnitt über „B“ lesen. Ansonsten bleib hier noch eine Weile. In meinem Heimatland Kamerun ist die Adresse nicht so wichtig, Wir bekommen Briefe zur Postfiliale geschickt und holen sie dort ab. Aber in Deutschland werden Pakete und Briefe nach Hause geliefert. Als Incomer*in ist deine Adresse dein vorübergehendes Zuhause. Das steht auf deiner Meldebescheinigung. Um dich zu orientieren, musst du einige Apps (Google Maps, BVG, DB Navigator) herunterladen und die Adresse eingeben. Dann siehst du von deinem Standort aus, mit welchem Verkehrsmittel du am schnellsten ans Ziel kommst. Als Verkehrsmittel meine ich zu Fuß, Taxi (Achtung, sehr teuer!), Bus, U-Bahn, S-Bahn, ICE, IC, Fahrrad oder auch Tram. Eine Adresse besteht aus vier Teilen, die alle sehr wichtig sind. Zuerst kommt der Straßenname, dann die Hausnummer, danach kommt die Postleitzahl und zum Schluss die Stadt oder der Stadtteil.

B wie Britzer Garten. Britzer Garten ist ein großer Park und eine schöne Attraktion in Berlin. Es gibt da wunderbare Landschaften für deine Facebook- und Instagram-Bilder. Dort kannst du auch auf grünen Wiesen liegen, mit Freund*innen spielen und vieles mehr unternehmen. An Ostern war ich mit meiner Gastfamilie und anderen Leuten aus ihrem Freundeskreis dort. Das war ein Ausflug! Wir haben Ostereier gesucht, Kuchen und Eier, Gemüse und Süßigkeiten gegessen. Dann haben wir noch lange geredet und gespielt, bevor es wieder nach Hause ging. Ich habe ganz viele Fotos gemacht.

B wie bUm. bUm ist ein Raum für Engagement und solidarisches Miteinander am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg. Hier verbinden sich gemeinsames Arbeiten, Veranstalten und eine solidarische Gemeinschaft zu einem Raum für Aktivist*innen, Kreativschaffende und engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft. Ich habe hier hospitiert und bei Kanzi mitgearbeitet. Kanzi ist ein Start-Up, dessen Rolle es ist, die deutsche Sprache durch Rap-Workshops zu vermitteln.

C wie Centre. Das Centre Français ist ein kulturelles Zentrum für die Förderung der französischen Sprache in Berlin, bzw. in Deutschland. Am 20. April 2024 fand dort „La Fête des Francophonies“ statt und als Frankophone bin ich einfach hingegangen. Es gab Konzerte, Märchen, Tanzkurse und vor allem kostenloses Essen. Ich habe Gerichte aus dem Kongo, Gabun, Togo, Kamerun und Deutschland probiert. Sehr lecker!

D wie Diedersdorf. Die Gaststätte in Diedersdorf hat nicht nur einen Kinderspielplatz mit Trampolin und Tischtennis, sondern auch einen Biergarten. Dort habe ich zum ersten Mal Brezeln gegessen. Eine Katastrophe. Nicht vom Geschmack, aber von meinen Erwartungen. Als ich Brezel gelesen habe, habe ich das bestellt und dachte, es wäre Fleisch oder ein leckeres Gericht mit Fisch und so. Überraschenderweise habe ich ein Gebäck bekommen. Also, bevor du in Deutschland etwas bestellst, schau dir die Bilder auf Google an. Vielleicht entscheidest du dich dann anders.

D wie Deutschlandticket. Das Deutschlandticket kostet monatlich 49 Euro und ist sehr wichtig. Damit kannst du überall in Deutschland mit dem Öffentlichen Nahverkehr fahren, ohne einen Cent mehr auszugeben. Ich bin zum Beispiel mit dem Deutschlandticket nach Ingolstadt, nach Potsdam und überall in Berlin gereist. Das ist billig. Um das zu abonnieren, brauchst du ein Bankkonto in Deutschland. Nein lass dich doch nicht entmutigen. Eine Freundin hat mein Abo von ihrem Konto bezahlt und ich habe es ihr bar zurückgezahlt. Andere Incomer*innen haben das von ihren Freund*innen oder der Gastfamilie bekommen. Achtung: Das Deutschlandticket gilt nur für den Regionalverkehr und nicht für ICE, IC, Flixbus und Flixtrain.

E wie Etienne und Eva. Das sind Personen, die mein Leben stark beeinflusst haben. Das ist nicht wichtig für dich, aber um die Idee des Alphabets zu respektieren, sollte ich sie hier nennen.

F wie Freizeit. Freizeit in Deutschland oder in Berlin. Was sind deine Interessen? Hast du Freund*innen in Deutschland? Meine Interessen sind: Lesen, Spazierengehen, Reisen, Komödien und Freund*innen treffen. Ich war regelmäßig in Bibliotheken in meinem Stadtviertel in Lichtenrade, im Institut Français (für Bücher auf Französisch). Ich bin in Berlin spazieren gegangen und war am Wannsee, Brandenburger Tor, Alexanderplatz, Treptower Park, Hermannplatz, Frankfurter Tor, Diedersdorf und Britzer Garten. Außerhalb Berlins war ich in Leipzig, Bayern, Polen und Italien (Bologna und Torino). An manchen Abenden war ich in Bars, um mir Stand-up-Comedy anzuschauen und auch selbst aufzutreten.

G wie „geil“. Das ist mein Lieblingswort, das Beste, das ich je auf Deutsch gelernt habe. Das lässt sich auch mit „mega“ kombinieren: „Mega geil“.

H wie Hermann-Nohl-Schule: Das ist die Grundschule, wo ich meinen ersten Workshop gegeben habe.

H wie Hunde. Hunde und Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Ich hatte am Anfang eine große Angst vor riesigen Hunden, aber sie sind fast alle gut erzogen. Das bedeutet nicht, dass es keine gefährlichen Hunde gibt. Leinenpflicht ist vorgeschrieben, aber nicht alle achten darauf.

I wie Initiative. Initiative musste ich manchmal selbst ergreifen. Ich hatte meine eigenen Erwartungen, entweder an meine Einsatzstelle oder an Deutschland, also an das, was für mein eigenes Leben wichtig war. Ich bin Comedian und habe beim Open Mic für Stand Up mitgemacht.

J wie Joghurt. Ha ha ha, ich habe nichts zu sagen. Lies einfach weiter!

K wie „K“: Viele meiner Freund*innen haben einen Namen, der mit dem Buchstaben „K“ anfängt. Ich möchte sie nicht alle nennen, aber ich möchte mich bei allen bedanken, die mein Leben in Deutschland stark und positiv beeinflusst haben.

L wie Liebe.M wie Minute. „Minute“ wie in dem Sprichwort „auf die Minute genau kommen“. Ja, in Deutschland spielt Pünktlichkeit eine sehr große Rolle. Ich musste bei vielen Terminen mit der Zeit zurechtkommen. Das war nicht einfach und ich musste manchmal 15 Minuten vor dem Termin dem Chef sagen, dass ich mich verspäte. Es ist sehr unhöflich, zu spät zu kommen. Aber wenn es passiert, sollte man die Person, mit der man sich treffen will vorher darüber informieren und sich entschuldigen.

N wie nein. „Nein“ zu sagen war sehr schwer für uns, bzw. für mich als Incomer. Aber ich habe gelernt, nein zu sagen. Und das ist nicht schlecht. Die Gastfamilie, die Freund*innen und die Kolleg*innen kommen immer mit Vorschlägen, was ihr unternehmen könnt. Wenn du alles wahrnimmst, wirst du überfordert. Und das macht keinen Spaß mehr.

O wie Online. Die Online-Deutschkurse sind als Vorbereitung verpflichtend und sehr wichtig. Am Ende bekommst du in der Regel eine Teilnahmebescheinigung mit deinem Sprachniveau. Ich war sehr aktiv und nur so konnte die Lehrerin mein Niveau bewerten.

P wie Paul-linke-Ufer: Das war die Adresse meiner Einsatzstelle, zu der ich jeden Tag ging.

Q wie Queer. „Queer“ ist ein wichtiges Wort hier. Es ist wichtig, die Leute zu fragen, welche Personalpronomen sie bevorzugen. Am besten ist es, sich vorher über das Thema „neutrale oder inklusive Sprache“ zu informieren. Das kann helfen, frustrierende Situationen zu vermeiden.

R wie Restaurant. Restaurants sind sehr teuer. Also pass auf! Ich kann nicht gut kochen, deshalb musste ich 15 bis 20 Euro im Restaurant ausgeben. Aber das ist nicht so häufig passiert, weil meine Gastmutter sehr nett war und immer für uns alle etwas Leckeres gekocht hat. Sehr köstliche Gerichte wie zum Beispiel Grießbrei, Spargel, Pizza, … Ich habe auch in Polen im Restaurant Pierogi (Teigtaschen) gegessen. In Italien, wo ich auch während meines 5-tägigen Urlaubs war, habe ich bei Mc Donald‘s gegessen und sonst viel Spaghetti.

S wie S-Bahn. Das war eine andere Art von Schule für mich. Neue Wörter mussten gelernt werden: Gleis, Bahnsteig, einsteigen, umsteigen, aussteigen, Richtung. In Berlin, wo ich war, sollte ich jeden Tag mit der S2 Richtung Bernau auf Gleis 2 fahren. Jede S-Bahn fährt immer in zwei Richtungen. Eines Tages habe ich darauf nicht geachtet und bin in die falsche Richtung gefahren. Zum Glück war das am Feierabend, als ich wieder nach Hause fuhr.

T wie Tischtennis. Tischtennis und viele andere Sportarten sind in Deutschland sehr beliebt. Aber Tischtennis findet man an den meisten Sportplätzen, Schulhöfen, Gärten, Hotels… Ich habe hier Tischtennis gelernt, um mitzuspielen. Am Anfang hatte ich daran kein Interesse, aber da alle das spielen konnten, fühlte ich mich ausgeschlossen. Sobald ich mich dafür interessiert habe, habe ich neue Kontakte geknüpft.

U wie U-Bahn: hast du den Abschnitt über S-Bahn gelesen? Wenn „Ja“ dann weiter mit dem nächsten Buchstaben. Wenn „Nein“ dann musst du das erstmal lesen.

V wie Visum. Ein Visum zu bekommen ist nicht einfach. Die beste Methode ist, so früh wie möglich anzufangen. Dann habe ich kulturweit Rückmeldungen über meine Fortschritte oder Schwierigkeiten per E-Mail gegeben. Die Mitarbeiter*innen freuen sich über Infos und antworten auch gerne.

W wie Werbellinsee. Werbellinsee ist der traumhafte Ort, wo wir das Vorbereitungsseminar verbracht haben.

X: Hier gibt es nichts.

Y wie YAAM (Young African Art Market): Hospitierst du in Berlin? Dann kannst du diesen Ort besuchen. Ich war da und habe afrikanische Gerichte probiert.

Z wie Z-Bar. Z-Bar ist eine Bar, wo ich manchmal Stand Up geguckt und auch gemacht habe. Dort konnte ich Pilsner trinken, ein deutsches Bier. Das war mega geil.

Das ist alles, was ich sagen kann. 

Brauchst du mehr Informationen über meine Zeit in Deutschland? Dann schreibe kulturweit und sie werden dir weiterhelfen. Möchtest du dich mit mir vernetzen? kulturweit kann dir meine E-Mail-Adresse geben.