Jelena Schumacher, Goethe-Institut, Shanghai, China, 2015

Aller Anfang ist schwer

Jelena Schumacher verbrachte 2015 sechs Monate am Goethe-Institut Shanghai.

 

 

In meiner Einsatzstelle, der PASCH-Abteilung im Goethe-Institut Shanghai, dreht sich alles um den Deutschunterricht an den Schulen im Großraum Shanghai. Für mich bedeutete das mich theoretisch wie praktisch mit Unterrichtsmethodik und Didaktik auseinanderzusetzen. Auf verschiedenen Lehrerfortbildungen und bei den alltäglichen Bürotätigkeiten sammelte ich Wissen, das ich als Unterrichtsassistentin direkt anwenden konnte. So betreute ich zum Beispiel eine "deutsche Ecke" an der Jincai-Oberschule oder reiste an eine Schule in Suzhou, um dort selber Stunden zu halten.


Sprachbarrieren überwinden

Vor meiner Ausreise hatte ich bereits ein Semester Sinologie absolviert. Ich musste mich also nur noch trauen zu sprechen – anfangs fiel mir das etwas schwer, doch ich habe mich glücklicherweise schnell eingelebt. Mein zweiwöchiger Intensiv-Sprachkurs war dabei sehr hilfreich. Zusammen mit einem anderen kulturweit-Freiwilligen habe ich zwei Wochen lang morgens drei Stunden Unterricht gehabt. Die beiden Lehrerinnen waren sehr aufgeschlossen, ich habe dort unglaublich viel gelernt.


"Klick" gemacht hat es, als mich in meinem Viertel eine alte Chinesin auf Chinesisch ansprach. Es standen mehrere andere Chinesen um uns herum, doch sie fragte direkt mich, ob ich wüsste, wo die DingXiangLu sei. Ich kannte die Straße und konnte ihr eine Wegbeschreibung geben. Durch solche kleinen Erfolge haben sich meine Hemmungen, selber zu sprechen, rasant aufgelöst.


Herausforderungen meistern

Viele Herausforderungen, die sich mir stellten, waren zum Glück meist einfach zu lösen. Eines der größten Probleme entstand, als ich zu Beginn der Sommerferien von einem Tag auf den anderen auf der Straße saß, da meine bisherige Unterkunft saniert werden sollte. Dank der tatkräftigen Unterstützung durch meine Ansprechpartnerin vor Ort fand ich dann doch noch eine Unterkunft für den Rest meines Aufenthaltes. Einzig mein Geld fürs Reisen fiel diesem Zwischenfall zum Opfer.
 


Menschen begegnen

Etwa alle zwei Wochen bin ich mit dem Zug nach Suzhou gefahren, um eine dortige Fit-Klasse (vom Goethe-Institut betreute Schulen in nationalen Bildungssystemen, an denen Deutschunterricht auf- bzw. ausgebaut wird) beim Lernen zu unterstützen. Die zuständige Lehrerin war überaus engagiert, und ich habe sehr viel über das Unterrichten und nebenher auch über China gelernt. Oftmals bin ich auch am Wochenende nach Suzhou gefahren. Dort gibt es viele wunderbare Gärten, die zu besichtigen sich unbedingt lohnt! Natürlich gibt es auch in Shanghai selbst Orte, die ich oft besucht habe. In der Innenstadt zum Beispiel gibt es den großen Jing’An-Tempel, und direkt daneben liegt ein großer Park mit See. In diesen Park bin ich sehr oft gefahren, um zu lesen oder zu zeichnen.
Einmal saß ich auf einer der Bänke und las auf meinem Kindle, als sich eine ältere Frau neben mich setzte und mit den beiden Herren auf der zu uns rückseitigen Bank eine Diskussion darüber begann, ob die Schrift in meinem Kindle nun Englisch sei oder nicht. Nach einiger Zeit mischte ich mich dann ein und löste das Rätsel auf. Schnell kamen wir zu viert ins Gespräch und saßen noch mehrere Stunden im Park und diskutierten über Gott und die Welt. An die drei denke ich auch jetzt noch sehr gerne. Es ist eine der schönsten Erinnerungen an meine Zeit in China.
Während meiner letzten zwei Wochen in China fand das alljährliche Goethe-Sommercamp an der Fudan-Universität in Shanghai statt – ein einschneidendes Erlebnis meiner China-Zeit. Zusammen mit zwei weiteren kulturweit-Freiwilligen und unserem "Goethe-Praktikanten" war ich von Anfang bis Ende hautnah dabei. Es gab viele Konflikte zu lösen, wir hatten sehr lange Arbeitstage, doch es war neben dem Zwischenseminar auch meine lustigste Zeit in China.


Und nun?

Meine Erfahrungen reichen weit über die Aufgaben am Goethe-Institut und den Schulen hinaus. Ich habe in vielen verschiedenen Arbeitsbereichen gearbeitet, habe vom Generalkonsul bis zum den alten Leuten im Park neue Menschen kennengelernt und Kontakte geknüpft. Außerdem weiß ich jetzt auch, dass der Lehrerberuf nicht meine Bestimmung ist. Aber Sinologie als Studienfach weiter zu belegen ist nun selbstverständlich.
Es war einfach ein unglaublich intensives halbes Jahr. kulturweit hat mir ein Sprungbrett gegeben, dass ich für meine Zukunft nutzen kann – Danke an alle!

  • Ein Foto von der Stadt Shanghai, aufgenommen von einer Erhöhung.
  • Ein Foto von traditionellen asiatischen Architekturen mit nach oben geschwungenen Dächern.