Die Neiße und mit ihr die deutsch-polnische Grenze führen direkt durch die weitläufige Parklandschaft bei Bad Muskau, die 2004 als grenzüberschreitende Kulturlandschaft in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben wurde. Wie gestaltet sich das gemeinsame Management? Welche Herausforderungen und Chance bringt es mit sich, außergewöhnliches Erbe über Grenzen hinweg zu schützen und zu pflegen? Diese und weitere Fragen standen im Fokus des 3. Einführungsseminars der Weiterbildung zu Welterbe-Teamer*innen 2017/18, organisiert in Kooperation mit der der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“.
Von englischen Landschaftsgärten inspiriert, legte Hermann Fürst von Pückler-Muskau ab 1815 eine beeindruckende Parklandschaft beiderseits der Neiße an. Der Park mitsamt seinem Geflecht an Sichtbeziehungen, dem Schloss und weiteren Bauten, Blumengärten und Nutzflächen bildet ein harmonisches Gesamtkunstwerk: Eine meisterhaft gestaltete Landschaft, die als wegweisend für europäische Landschaftsgärten gilt. Mit diesem Werk haben Hermann Fürst von Pückler-Muskau, sein Schüler Eduard Petzold und ihre Gärtner auch die Entwicklung der Landschaftsarchitektur als eigenständige Disziplin befördert.
Vom geteilten Park zum gemeinsamen Erbe
Nachdem im Zuge des zweiten Weltkrieges alle Brücken im Park zerstört wurden und die Oder-Neiße-Grenze auch die Teilung des rund 830 Hektar umfassenden Gesamtkunstwerks bedeutete, stellt der Muskauer Park heute, über 70 Jahre später, ein eindrückliches Beispiel deutsch-polnischer Verständigung dar.
Bereits 1989 ebnete ein Vertrag zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit den Weg für die ab den 1990er Jahren intensivierte deutsch-polnische Kooperation zum Schutz und zur Wiederherstellung der Parkanlagen in ihrer Gesamtheit. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit der Nachbarstaaten mündete 2004 in die Einreichung und Anerkennung des Parks als grenzüberschreitende Welterbestätte. Wie Frau Ansorge und Herr Rothamel von der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ berichteten, wird diese Zusammenarbeit in der Praxis stetig gelebt: Von gemeinsamen Veranstaltungen und regelmäßigem Austausch auf der Managementebene bis hin zu einem deutsch-polnischen Jugendprojekt. Insbesondere dieses Jugendprojekt, welches 2018 sein 20-jähriges Bestehen feiert, verkörpert die praktische grenzüberschreitende Kooperation, deren wesentlicher Erfolg die Wiederherstellung des Parks in seinen von Pückler angedachten Formen ist.