Vivien Sariewa

Vivien Sariewa ist Praktikantin an der Deutschen Botschaft in Sofia. 2012 war sie mit kulturweit und dem Goethe-Institut für zwölf Monate in Sliven, Bulgarien, am Fremdsprachengymnasium Zahariy Stoyanov.

Vivien Sariewa Panorama von Sliven Vivien mit Freundin

Mit kulturweit zurück zu meinen Wurzeln

Meine Reise begann 2012. Nachdem ich mein Abitur abgeschlossen hatte, verspürte ich den Drang das Land Bulgarien, in dem mein Vater fast die Hälfte seines Lebens verbrachte und es dann der Liebe zu meiner Mutter wegen verlassen hatte, kennenzulernen und zu erkunden. Ich selbst bin in Berlin geboren und aufgewachsen, sprach mit meinen Eltern stets Deutsch. Mit zunehmendem Alter merkte ich, dass mich zwei Länder beeinflussen und ich das Gefühl der Unvollständigkeit nicht loswurde, so dass ich das mir unbekannte, zweite Land erkunden wollte und musste. Beim Recherchieren fand ich dann den kulturweit-Blog eines damaligen Freiwilligen, der sich in Haskovo, Bulgarien, befand. Wir tauschten uns über kulturweit aus und ich bewarb mich.

Nicht aufgeben

Einige Wochen nach der Bewerbungsphase erhielt ich das Ergebnis: Trostpreis – ein Wartelistenplatz. Zuerst war ich enttäuscht, doch kurze Zeit später erhielt ich die Anfrage für einen zwölfmonatigen Platz in Prag, Tschechien. Jetzt war ich vollkommen hin- und hergerissen. Einerseits entsprach es meinem Wunsch ins Ausland zu gehen, dennoch war es nicht mein Wunschziel. Ich lehnte aus diesem Grund ab und bewarb mich ein halbes Jahr später erneut. Ich bekam eine zweite Chance: 12 Monate an einer PASCH-Schule in Sliven, Bulgarien. Von September 2012 bis August 2013 arbeitete ich für das Goethe-Institut in Sofia an dem Fremdsprachengymnasium "Zahariy Stoyanov", welches zu den "Fit-Schulen" (nationale Schulen, die "Fit in Deutsch"-Prüfungen anbieten) gehört. Dort unterstützte ich die bulgarischen Deutschlehrerinnen und -lehrer in der 8. bis 12. Klasse.

Kulturschock – bei mir? Nicht doch! Oh doch!

Die Reise in ein bisher unbekanntes Land soll oft mit einem sogegannten "Kulturschock" einhergehen. Da ich schon damals viel in der Welt gereist bin und Bulgarien doch ein kleines bisschen kannte, dachte ich, dass ich den "Kulturschock" niemals erleben würde, aber ich tat es! Denn obwohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrerinnen und Lehrer mich bestens aufnahmen und ich mich jederzeit mit meinen Ideen in den Unterricht einbringen durfte, fiel mir die Eingewöhnungsphase schwer. Umso dankbarer war ich für meine sechs Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich ebenfalls in Bulgarien befanden und mit denen ich jederzeit über alles sprechen konnte. Zwölf Monate lang machten wir ähnliche Erfahrungen oder hatten die gleichen Probleme, so dass wir inzwischen enge Freunde geworden sind.

Die Zeit danach

Eineinhalb Jahre nach kulturweit bin ich wieder in Bulgarien, um hier mein Auslandspraktikum an der Deutschen Botschaft in Sofia im Kultur- und Pressereferat zu absolvieren. Durch die Arbeit an der Botschaft kann ich mich mit beiden Ländern beschäftigen und diese verknüpfen. Ich bekomme viele Einblicke in die Bereiche Presse, Kultur, Wirtschaft und Politik sowie in die vielfältigen Vorgänge innerhalb der Botschaft.

Zurück in Bulgarien zu sein, fühlt sich an als wäre ich zu Hause und das nicht nur wegen der Tatsache, dass ich Halbbulgarin bin. Vor allem liegt es daran, dass ich in meinen zwölf Monaten mit kulturweit viele Leute kennen lernen durfte, neue Freundschaften knüpfen konnte, die Sprache erlernt und viel von Bulgarien gesehen habe. Die Zeit hier hat mich vor viele Herausforderungen gestellt, die mich teilweise überforderten, aber mich letztlich wachsen ließen. In Bulgarien gibt es das Sprichwort, dass man das Gehen erst durch stolpern lernt.

Rückblickend bin ich einige Male gestolpert, doch diese Zeit empfinde ich als unglaublich bereichernd und es hat mir gezeigt, dass ich in jeder Situation etwas lernen und einen positiven Aspekt finden kann. Ich denke, kulturweit ist eine wertvolle Initiative, die nicht nur den Freiwilligen zu einer Weiterentwicklung der Persönlichkeit hilft, sondern auch bereichernd für die Menschen in den Zielländern sein kann. Voneinander zu lernen, heißt einander offen zu begegnen. Ich glaube, dass kulturweit dies ermöglicht, sofern sich Freiwillige darauf einlassen die Komfortzone zu verlassen und das nicht nur, indem man physisch das Heimatland verlässt.