Erfinderisch sain im Freiwilligendienst

Maria Friederike Teller war 2018 ein Jahr lang kulturweit-Freiwillige an einer Schule in Vietnam. Wie aus einer vagen Idee während des Freiwilligendienstes in Vietnam ein junges Kunstkollektiv wurde.

Das Team des sai-Magazins

Es war ein heißer Märztag im Jahr 2018: Leonie und ich hockten unter dem Ventilator einer vietnamesischen Garküche und schlürften vegetarische Pho, eine köstliche Nudelsuppe und entwickelten die Idee eines paneuropäischen Online-Magazins. Wir schrieben und fotografierten beide gern zu politisch-kulturellen Themen und teilten sie während unseres Freiwilligendienstes auf unseren kulturweit-Blogs. Wir wollten, unsere Fragen an die Welt stellen, unsere Ideen teilen. Als wir die Nudelsuppe aufgegessen hatten, lag vor uns eine Art Mindmap für unser neues Magazin. Einige Tage später stellten wir fest, dass ein solches Magazin bereits existierte und wir vergaßen unsere anfängliche Euphorie.

Zum Glück rief Paul, ein ehemaliger Mitfreiwilliger, einige Monate später an. Er träumte von einem Online-Magazin, das die Medienlandschaft erweitern und neuen Stimmen Raum geben sollte. Leonie und ich waren begeistert und auch überrascht, als Paul uns am nächsten Morgen ein neunseitiges Konzept seiner Ideen schickte. In den folgenden Monaten, zuerst in Vietnam und später zurück in Deutschland, begannen wir zu planen und nach geeigneten Namen, Themen und Mitstreiter*innen zu suchen. Obwohl wir im Herbst für unser Studium in unterschiedliche Städte zogen, gingen am 17. November 2018 die ersten drei Beiträge auf sai-magazin.de online. Seitdem folgen meist wöchentlich am Donnerstag und Sonntag neue Artikel.

Dabei ist der Name sai, nicht nur der falsche Imperativ von „sein“, sondern auch eine Hommage an die Stadt Sài Gòn, in der wir drei uns während unseres kulturweit-Freiwilligendienstes kennengelernt haben. Von Anfang an wollten wir den Raum gemeinsam mit anderen nutzen, um politisch und erfinderisch zu sain. Schnell waren viele junge Menschen aus ganz Deutschland dabei. Wichtig ist uns seitdem auch die kreative Gestaltung der Beiträge, die wir als Gesamtkunstwerk verstehen. So sind nicht nur Schreibende, sondern auch Fotograf*innen und Illustrator*innen ein wichtiger Teil des sai-Kollektivs. sai ist ein Raum der gegenseitigen Unterstützung und des gemeinsamen kreativen Ausprobierens.

Dabei kann jede* r Sailing selbst entscheiden, wie viel Zeit und Kreativität er*sie gerade in das Projekt geben will. Von den inzwischen 40 Kollektivmitgliedern sind deshalb immer unterschiedliche Menschen dabei, wenn wir fast wöchentlich skypen oder über Nachrichten und in persönlichen Treffen von neuen Projekten träumen. Die Kollektivtreffen, wie zuletzt in Bielefeld und Berlin, sind dabei besondere Highlights. Es motiviert uns konkret gemeinsam Visionen zu entwickeln, im Sinne einer ökologisch, sozial und ökonomisch gerechteren Welt.

sai kann und will dabei ganz vieles sain. Gerade planen wir zum Beispiel unser erstes Print-Magazin und Ausstellungen. Außerdem bieten wir Workshops zum kreativen und politischen Schreiben an, zum Beispiel auf der kulturweit-Convention im Rahmen des kulturweit-Jubiläums im September 2019, und gründen derzeit in einigen Städten Lokalgruppen. Das Privileg uns einbringen und ausprobieren zu können wollen wir nutzen – irgendwo zwischen Kunst, Aktivismus und Journalismus; irgendwo zwischen Begegnung und Innenwelt; irgendwo zwischen Zuhause und der Welt.

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