"Du gehst nach Afrika?", schrien mir alle ins Gesicht, denen ich erzählte, ich ginge mit kulturweit nach Kamerun. "Afrika" hieß es dann, nicht mal "Kamerun". Denn im Grunde ist es wohl das, was viele Menschen denken – Afrika, das "Land", wo man entweder an Ebola erkrankt, als Geisel genommen wird und wenn nicht am hellen Tag von Banditen erschlagen, so doch mindestens ausgeraubt wird. Zugegeben, abgeschreckt von den vielen Klischees, die mir entgegenkamen, bekam auch ich Zweifel. Als ich jedoch in Yaoundé ankam, sah ich nicht das arme, gefährliche, korrupte "Afrika", das mir viele beschrieben. Ich sah eine Stadt, in der das Leben pocht und zwar Tag und Nacht, eine Stadt, in der an jeder Ecke Musik spielt, eine Stadt, wo fliegende Händler mit Nüssen, Schuhen und Autoreifen auf dem Kopf durch die Straßen laufen, eine Stadt, wo Menschenmassen und Taxis sich zusammen durch bunte Märkte drängeln und wo mir der Duft nach gegrilltem Fisch den Magen knurren ließ.
Kamerun wird auch als "Afrika in Miniatur" bezeichnet. Es vereint die Halbwüste mit dem Regenwald, das tropische und semiaride Klima und über 200 Ethnien und Sprachen auf einer Fläche, die kleiner ist als Frankreich. Jahrhunderte lang war es Spielball der Portugiesen, der Deutschen, der Engländer und der Franzosen. Mich hat manchmal gewundert, mit wieviel Freundlichkeit und Interesse ich empfangen wurde, wenn ich bedenke, dass dieses Land so viel Unterdrückung und Ausbeutung von außen erlebt hat (und teilweise heute noch erlebt). Wenn ich mir vorstelle, wie viel Fremdenfeindlichkeit es in Deutschland gibt – einem Land im Wohlstand, das nie kolonialisiert wurde – dann bewundere ich umso mehr die freundliche und warmherzige Art, mit der ich in Kamerun empfangen wurde. Trotz aller Gastfreundlichkeit musste ich mich erst an die Aufmerksamkeit gewöhnen, die mir und anderen Nicht-Kamerunern gewidmet wurde. So kam es vor, dass wir unbeabsichtigt zur Attraktion eines gesamten Stadtviertels wurden.
Im DAAD Informationszentrum Kamerun
Die letzten beiden Kolonialmächte prägten auch die heutige Struktur Kameruns – ein anglophoner Teil im Nord-Westen und ein frankophoner Teil im Rest des Landes. Kamerun ist dadurch nicht nur bilingual, sondern besitzt auch ein duales Bildungssystem. Dieses Bildungssystem ist in Deutschland anerkannt, sodass jeder Kameruner, der ein Abitur hat, in Deutschland studieren kann. Daher ist es kein Wunder, dass kamerunische Studenten die größte Gruppe der Studenten aus Subsahara-Afrika in Deutschland ausmachen. Das stellt den DAAD Kamerun vor große Herausforderungen. Eine riesige Germanistikabteilung mit Hunderten Studenten, überfüllte Vorlesungssäle, volle Informationsveranstaltungen und Sprechstunden.