Hoffnung auf Versöhnung und interkulturelles Zusammenleben

Lea Eder aus Deutschland und Patrick Dissi aus Kamerun waren mit kulturweit-Tandem vier Wochen in Nairobi und drei Monate am Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen.

Lea und Patrick bei einer Präsentation, Foto: DITSL Ausstellungsvitrine mit afrikanischen Masken und dem Titel "Macht und Masken", Foto: DITSL Lea und Patrick vor dem DITSL, Foto: DITSL

Im November 2022 trafen wir uns mit weiteren Tandem-Teilnehmer*innen in Kenias Hauptstadt Nairobi zu einem vierwöchigen Seminar über Kolonialismus und Rassismus. Es wurde von Dozent*innen aus den Bereichen Literatur, Musik, Mode und Geschichte gestaltet und war sehr spannend. Danach begann unsere dreimonatige Projektphase in Deutschland am Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen. Die Einrichtung ist Nachfolger der Deutschen Kolonialschule und betreibt ein Museum, in dem geraubte oder erworbene Gegenstände und ihre Geschichte ausgestellt werden.

Wir entwickelten dort eine Ausstellung über Symbole der Macht während der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun. Da sich die meisten Inhalte des Museums auf die koloniale Vergangenheit konzentrieren, wollten wir koloniale Kontinuitäten und das moderne Afrika hervorheben. Wir erstellten eine Serie, die Innovationen afrikanischer Länder in Sektoren wie Technologie, Musikindustrie und Aktivismus beleuchtet, um zu zeigen, dass Afrika nicht nur arm ist, wie viele denken, sondern dass dort auch Großartiges geleistet wird. Wir portraitierten Kate Fotso, eine der erfolgreichsten Geschäftsfrauen Afrikas, die Gründerin eines Kakaounternehmens ist, das 30 Prozent kamerunischer Kakaoexporte liefert. Zudem kämpft sie für nachhaltige Produktionsweisen, gerechte Entlohnung und Bildung für Frauen.

Des Weiteren gestalteten wir eine bestehende Ausstellung über afrikanische Instrumente interaktiver, indem wir QR-Codes und ein Quiz mit Fragen zu Kolonialismus hinzufügten. Last but not least entwickelten wir für Schüler*innen ab 14 Jahren einen Workshop über die deutsche Kolonialisierung Kameruns und ihre Auswirkungen.

Das war besonders für uns:

Lea: „Ich habe das internationale Seminar in Nairobi sehr geschätzt. Die Anwesenheit junger Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern führte zu interessanten Diskussionen über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Ich habe in Kenia Freund*innen fürs Leben gefunden!“

Patrick: „kulturweit-Tandem hilft mir, offener zu werden, kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und von anderen Teilnehmer*innen zu lernen. Auch in Deutschland hat mich die Arbeit im Tandem sehr bereichert. Es war mir eine Freude, mich mit Lea Ideen auszutauschen und Projekte zu entwickeln.“

Diesen Herausforderungen sind wir begegnet:

Lea: „Anfangs hatten wir unterschiedliche Zeitpläne im Kopf und arbeiteten in unterschiedlichem Tempo, aber durch Diskussionen und das Festlegen von Fristen haben wir jedes Projekt rechtzeitig realisiert.“

Patrick: „Zunächst war die Anpassung an das schwierige Klima und die Sprachbarrieren nicht einfach. Mit der Zeit gelang es uns, harmonisch und produktiv zusammenzuarbeiten.“

Danke an unsere Einsatzstelle!

Lea: „Unsere Kolleg*innen am Institut haben uns sehr freundlich aufgenommen. Sie haben uns alles gezeigt und waren immer ansprechbar. Wir haben Wochenendausflüge gemacht und gemeinsam die Gegend erkundet.“

Patrick: „Es war eine Freude mit der Einsatzstelle zu arbeiten. Die Mitarbeiter*innen haben uns sehr geholfen, unsere Projekte zu verwirklichen.“

Das nehmen wir mit aus unserer Teamarbeit:

Lea: „Ich habe viel über die Arbeit in einem multikulturellen Team gelernt, was mir in Zukunft sicher nützlich sein wird.“

Patrick: „Die Tandem-Arbeit verlief sehr gut, mit viel Respekt und Zuhören von jedem von uns. Ich denke, dass wir am Ende dieses Programms viel voneinander lernen, unsere Perspektiven und Visionen austauschen konnten.“

Und so gehen wir aus kulturweit-Tandem heraus

Lea: „Ich habe so viel über den Kolonialismus und seine Folgen gelernt, was in meiner Schulausbildung nicht vorkam.“

Patrick: „Durch dieses Programm konnte ich verstehen, dass sich mit der Zeit die Vorstellungen über Rassismus und Kolonialismus ändern. Anders als ich dachte, arbeiten viele Europäer*innen auf ihre Weise daran, diese Verhältnisse zu verändern. Das ist eine Hoffnung auf Versöhnung und interkulturelles Zusammenleben.“