Erlebnis mit Ergebnis

Yomna Moawed aus Ägypten hospitierte von September bis November 2022 in einer Gesamtschule in Kleve.

Yomna Moawed sitzt an einem Tisch mit vielen Wörterbüchern vor sich.

Eine große Familie – Unterrichten in der DaZ-Klasse

Meine Hospitation war in der Joseph Beuys Gesamtschule in Kleve. Zuerst habe ich im DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) assistiert. Danach konnte ich aber immer mehr Verantwortung übernehmen, was großartig war! Ich finde es außerdem sehr schön, dass alle Schüler*innen in der DaZ-Klasse aus verschiedenen Ländern kommen. Doch alle sprechen miteinander auf Deutsch. Gleichzeitig lernen sie durch ihre verschiedenen kulturellen Hintergründe immer voneinander.

Die größte Herausforderung während meiner Hospitationzeit war immer: Wie kann ich die Konzentration der Schüler*innen fördern? Und wie kann ich sie zum Lernen motivieren? Bevor ich versuchte diese Frage zu beantworten, habe ich mich daran erinnert, dass ich auch einmal Schülerin war und es richtig anstrengend fand, lange Zeit in der Klasse vor der Tafel zu sitzen. Deswegen habe ich vor jeder Stunde eine neue Idee vorbereitet, damit die Schüler*innen immer motiviert blieben und sich gut konzentrierten. Manchmal habe ich Schokolade an die besten Schüle*rinnen verteilt. So wollten sie alle ihr Bestes geben. Bemerkbar war auch, dass die Jugendlichen es sehr mögen, auf ihre Hände zu schreiben. So bin ich zu einer neuen Idee gekommen, nämlich: Wer aktiv im Unterricht ist und versucht, alles richtig zu lösen, der*dem schreibe ich den Namen auf Arabisch auf die Hand. Sie wurden dann total aktiv und neugierig. Auf diese Weise habe ich meine Schüler*innen motiviert und auch ein Licht auf meine Muttersprache geworfen. So wurde auch die Botschaft der Schule unterstützt, die zum Leben in Frieden und Vielfalt aufruft.

Eigentlich sind die meisten Schüler*innen im DaZ-Unterricht aus der Ukraine, da sie vor dem Krieg fliehen mussten. Die Familien vonmanchen Schüler*innen hatten aber die Entscheidung getroffen, wieder in die Ukraine zurückzukehren. Deshalb habe ich auch es erlebt, wie sich ein Schüler fühlt, wenn er zum Beispiel von seinen liebsten Mitschüler*innen verabschieden muss. Manche Schüler*innen weinten sogar im Unterricht, was ich sehr traurig finde.

 

Ich durfte an vielen Veranstaltungen und Ausflügen teilnehmen, wie zum Beispiel an der Quartalskonferenz, wo ich gesehen habe, wie viel Mühe sich die Schulen in Deutschland geben, um eine sichere sowie bessere Zukunft für ihre Schüler*innen aufzubauen. Im Oktober sind wir alle zusammen für eine Klassenfahrt nach Amsterdam gereist, was von einem Lehrer der Schule organisiert wurde. Bei einer anderen Veranstaltung haben wir die Wände vom Schulhof gestrichen sowie Laubblätter gesammelt. Der Schulleiter war ganz kreativ und aktiv. Ich hatte das Gefühl, dass die Organisation wie eine Familie war. Denn alle hatten nur ein Ziel: Wir wollen eine bessere Zukunft für unser Land und die jungen Generationen aufbauen.

Lebenslange Erfahrungen

Was ich während meiner Zeit in Deutschland erlebt habe, werde ich nie vergessen. Ich habe gelernt, wie ich als Lehrerin mit Schüler*innen verschiedener Hintergründe umgehen kann, und wie ich in meine Klasse zu einem Ort des kulturellen Austauschs umwandeln kann. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Lehrer*innen jeden Tag von Schüler*innen lernen können. Es ist also nicht dumm, wenn man immer nachfragt. Das gilt auch für mich, denn in einem fremden Land muss man immer fragen. Sonst lernt man nichts! Durch Fragen kann ich jetzt beispielsweise alleine zu neuen Orte in Deutschland fahren. Im ersten Monat hatte ich ständig Angst vor den Verkehrsmitteln. Aber ich habe immer wieder gefragt, bis ich endlich wusste, wie es geht.

Abschließend kann ich nach diesen drei Monaten festhalten, dass Deutschland das beste Land für mich ist und ich Kleve besonders mag. Ich habe mich hier wirklich so wohl gefühlt, dass ich schon seit Oktober Tränen in den Augen hatte. Nur daran zu denken, dass ich so bald meine Einsatzstelle, beziehungsweise meine liebe Schüler*innen verlassen muss, hat mich traurig gemacht. Deutschland ist ganz einfach meine zweite Heimat. Diesem Land wünsche ich Frieden und weitere Entwicklung!

Danke kulturweit! Danke Deutschland! Danke für so einen wichtigen Schritt und Wendepunkt im Leben! Ich habe wirklich tolle, abwechslungsreiche und vielfältige Erfahrungen in diesen drei Monaten gesammelt. Es fühlt sich an, als ob ich über ein Jahr in Deutschland gelebt hätte!