Erinnerungen, die ich nie vergessen werde

Farah Ismail aus Ägypten hospitierte mit kulturweit-Incoming für drei Monate in der Akademie der Künste Berlin. Sie berichtet uns von ihren Erfahrungen in Deutschland.

Farah vor der Akademie Foto-Collage der Kinder mit Berlin-Motiven Fahrrad am Kanalufer.

Seit 2019 war es mein Traum, bei kulturweit dabei zu sein. Damals hatte ich mich zum ersten Mal beworben, doch leider nicht das Glück, ausgewählt zu werden. Dann kam die Corona-Zeit. Danach dachte ich, warum nicht noch einmal versuchen? Vielleicht wäre es ja dieses Jahr soweit. Und das war es auch!

Multikulti Berlin

Ich war mehr als begeistert, als ich angenommen und mir die Akademie der Künste in Berlin als Einsatzstelle vorgeschlagen wurde. Ich hatte Berlin schon einmal besucht, aber diese Möglichkeit fühlte sich nun anders für mich an. Jetzt ging es gleich um drei Monate, nicht nur ein paar Tage. Das hatte mir zunächst auch etwas Angst gemacht.

Als ich da war, war der Weg von meiner Wohnung im Prenzlauer Berg zur Akademie der Künste wie eine tägliche Reise durch die Geschichte Berlins. Die Tram fuhr am Mauerpark und der Gedenkstätte Berliner Mauer vorbei, dann nahm ich die S-Bahn zum Pariser Platz, dem Herzen Berlins. Jeden Tag dachte ich an mein Germanistik-Studium an der Universität in Kairo, und wie nah ich jetzt all den historischen Sehenswürdigkeiten war, die dort besprochen wurden.

Mein Lieblingsplatz in der Einsatzstelle war die Terrasse, von der aus ich den Pariser Platz, den Reichstag, die französische und amerikanische Botschaft und nicht zuletzt das Brandenburger Tor sehen konnte. Dort habe ich mehrmals gefrühstückt und Mittagspause gemacht.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich den Tag der Kinder bereichern konnte."

Am Anfang war es schwer, mich in der neuen Umgebung zurecht zu finden und zu verstehen, was um mich herum gesagt wurde. Aber meine Kolleg*innen halfen mir und versicherten, dass dies normal sei. Im Laufe der Zeit verstand ich immer besser und lernte viele neue Begriffe aus den Bereichen Kultur, Kunst und dem Veranstaltungsmanagement.

 

In meiner Einsatzstelle habe ich das Kulturvermittlungsprogramm KUNSTWELTEN unterstützt, das Kindern und Jugendlichen Zugang zu künstlerischen Arbeiten bietet. Ich habe dort auch viel über Soziale Arbeit gelernt. Am meisten interessierten mich die Workshops mit Kindern. Deshalb habe ich mich entschlossen, einen eigenen Workshop mit ihnen zu konzipieren, in dem wir Collagen aus Fotos erstellten, die die Kinder in Berlin aufgenommen hatten. Danach habe ich noch weitere ähnliche Workshops organisiert. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich den Tag der Kinder bereichern konnte.

"Das erste Mal seit Jahren fuhr ich wieder Fahrrad!"

Für mich war ungewöhnlich, wie viele Menschen in Berlin mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen. Johanna, meine Mentorin in der Akademie, ermutigte mich, einen Fahrradkurs zu besuchen. Das tat ich und lernte dort auch neue Freund*innen kennen. Es war ein großer Spaß und ich habe die Fahrprüfung bestanden. Es war das erste Mal seit Jahren für mich, dass ich wieder Fahrrad fuhr. Anfangs war ich damit noch etwas ängstlich unterwegs, dann wurde ich mutiger und fuhr mehrmals mit dem Rad zur Arbeit.

Auch bin ich in meiner Zeit mit kulturweit-Incoming das erste Mal in einem See geschwommen, habe Freund*innen aus Kenia und Madagaskar kennengelernt, die auch an dem Programm teilgenommen haben, ein iranisches Theaterstück der Akademie mit organisiert sowie dort an großen Eröffnungen teilgenommen, etwa der Ausstellung „The Great Repair“. Ich habe meine Deutschkenntnisse verbessert und, und, und! Ich habe viele Erinnerungen gesammelt, die ich nie vergessen werde.