2016

UNESCO-Nationalkommission
Kenia

Karibu Kenia – Msuri Sana!

Inken und Christopher verbrachten ihren Freiwilligendienst mit kulturweit bei der UNESCO-Nationalkommission in Nairobi in Kenia.

"Msuri sana", das heißt "Mir geht’s gut" auf Kiswahili und beschrieb unser Lebensgefühl in Nairobi wohl am besten. Wir beide, Inken Koenemund und Christopher Rohles, waren gemeinsam bei der kenianischen Nationalkommission der UNESCO (KNATCOM) im Einsatz und wohnten zusammen in einer Wohngemeinschaft im Westen Nairobis, etwa 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Nairobi, knapp südlich des Äquators gelegen, ist eine der größten Städte Ostafrikas und das Wirtschafts- und Finananzzentrum Kenias und der Region. Dies macht die Stadt zu einem wuseligen, engen Ort mit viel Verkehr, Lärm und Abgasen. Seit 1960 ist die Stadt von 350.000 auf heute über 3 Millionen Einwohner gewachsen. Es werden überall Wohnhäuser und Straßen gebaut und ausgebaut. Auch vor unserer Haustür wird seit Monaten eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt, die Ngong Road, ausgebaut, die wir täglich nutzen, um ins Stadtzentrum zu fahren. Die Politikwissenschaftlerin Ingrid Laurien beschreibt die Stadt als einen Ort, an dem sich "das kenianische Leben wie in einem Brennspiegel konzentriert" (Laurien, 2015: Kenia. Ein Länderportrait), denn hier leben Menschen aus allen Teilen Kenias zusammen. Msuri sana? Ja, das tägliche Leben ist geprägt von gut gelaunten Menschen und einem optimistischen Lebensgefühl.

Dies ist also das Umfeld, in dem wir beide unseren Freiwilligendienst absolvierten: Die kenianische UNESCO-Nationalkommission, gegründet 1964, wird von der Generalsekretärin Dr. Evangeline Njoka geleitet. Die Kommission zählt ca. 40 Angestellte und sitzt im vierzehnten Stock des National Bank Buildings in der Harambee Avenue im Stadtkern Nairobis. Die Nähe zum politischen Machtzentrum Kenias und der atemberaubende Blick aus dem Hochhaus machen die Lage der Einsatzstelle zu einer Besonderheit. Die organisatorische Struktur der KNATCOM gliedert sich in die fünf Abteilungen Bildung, Naturwissenschaft, Sozial- und Geisteswissenschaft, Kultur und Kommunikation. Das übergeordnete Ziel der kenianischen Nationalkommission ist die Erfüllung des UNESCO-Mandats: "building peace in the minds of men".

Freiwillige Christopher Rohles und Inken Koenemund in Mombasa am Strand
Freiwillige Christopher Rohles und Inken Koenemund beim UNESCO Clubs Meeting

Abwechslungsreiche Aufgaben

Die kulturweit-Freiwilligen arbeiteten bisher immer im Bereich Sozial- und Geisteswissenschaft unter der Leitung von Herr Joel Ongoto. Die Arbeit dieser Abteilung beinhaltet eine Bandbreite verschiedener Aktivitäten, die uns einen thematisch breitgefächerten Einblick gewährten und Raum für Partizipation boten. Dazu gehörten die Feiern internationaler Tage der Vereinten Nationen, Bewusstseinsbildung für verschiedene Themen wie Frieden, nachhaltige Entwicklung, Gesundheit oder Menschenrechte, aber auch Projekte im Bereich Sport, Unternehmen, Stadtplanung und Forschung. Wir Freiwillige wurden stets als wertige Arbeitskräfte angesehen und uns wurde dementsprechend viel Verantwortung übertragen. Ein wesentlicher Teil des Arbeitsalltags kann als Büroarbeit beschrieben werden, die die Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen beinhaltete. Daneben gehört auch die Durchführung von eigenen Veranstaltungen und Workshops und die Repräsentation der KNATCOM auf Veranstaltungen zu den Aufgaben der Freiwilligen.

Außerdem wird den Freiwilligen die Möglichkeit geboten, sich bei den Aktivitäten des Kenya UNESCO Youth Forums zu engagieren. Das Youth Forum ist eine der KNATCOM angegliederte Jugendorganisation, die sich im Besonderen für die Belange der Jugend und benachteiligter Gruppen einsetzt und deren zivilgesellschaftliche Integration fördert. Wir Freiwillige besetzten darin den Vorsitz im Bereich Sozial- und Geisteswissenschaft und Kultur. Ein nennenswertes Projekt war die Durchführung eines Workshops an der Kibera Blessed Academy, der von uns Freiwilligen in Kooperation mit dem deutschen Netzwerk teamGLOBAL durchgeführt wurde und eine Sensibilisierung der Schüler*innen für die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zum Ziel hatte. Im Zuge eines Crowdfundings haben wir es geschafft, so viel Geld zu akquirieren, dass 18 Schulbänke und Schulbücher für mehrere Klassenstufen angeschafft werden konnten.

In der Zeit in der Einsatzstelle machten wir die Erfahrung, fester Bestandteil einer nationalen kenianischen Organisation zu sein und in einem professionellen englischsprachigen Umfeld zu arbeiten. Dazu gehören die Planung und Vorbereitung von Veranstaltungen und das Verfassen von Konzeptpapieren und Projektberichten. Das breite thematische Spektrum macht den Freiwilligendienst inhaltlich sehr abwechslungsreich und spannend, verstärkt dadurch, dass die Freiwilligen dazu angehalten werden auch eigene Projektvorschläge einzubringen. Die Freiwilligen können andere (externe) Sichtweisen in den Arbeitsprozess integrieren und ihre bisherigen persönlichen Erfahrungen aus Praktika und anderen Tätigkeiten einbringen. Auch der persönliche Umgang mit unseren Kollegen war rücksichtsvoll, lustig und dahingehend sehr bereichernd, als dass gerne diskutiert wurde. Wir hatten das Gefühl, dass Meinungen sehr offen geäußert und teilweise hitzig diskutiert wurden, jedoch stets auf eine respektvolle und emphatische Art und Weise.

Ein Erlebnis mit vielen Facetten

Neben unserer Arbeit bei der Nationalkommission hatten wir die Möglichkeit, das Land Kenia, das eine atemberaubende Vielfalt an Reisemöglichkeiten bietet, gut kennenzulernen. Mit wunderschönen Stränden im Osten, zahlreichen Nationalparks im ganzen Land, dem grünen Mount Kenya nördlich von Nairobi und dem Lake Victoria im Westen sind nur einige sehenswerte Ziele genannt. Zusammenfassend stellt der Freiwilligendienst aus persönlicher, akademischer, interkultureller und zwischenmenschlicher Perspektive eine Bereicherung dar und verwirklicht die Ziele des kulturweit-Programms, eine weltoffene, wissensbasierte und tolerante Gesellschaft zu fördern, gänzlich.

Freiwillige Christopher Rohles und Inken Koenemund füttern eine Giraffe