Susanne Schmitz

Susanne Schmitz promoviert zum Afrikabild in Europa. 2009/2010 war sie für sechs Monate als kulturweit-Freiwillige am Goethe-Institut in Nairobi, Kenia.

Susanne Schmitz Blick auf Nairobi Straßenszene in Nairobi

Zeit zwischen Bachelor und Master sinnvoll nutzen

Seit meiner Schulzeit faszinierte mich der afrikanische Kontinent, vor allem Ostafrika. Wieso kann ich nicht mehr sagen. Als ich dann 2009 im Internet auf kulturweit aufmerksam wurde, war für mich klar, was ich nach meinem Bachelor in Germanistik und Geschichte machen wollte. Dass ich mir ein Jahr Auszeit zwischen meinem Bachelor- und Masterstudium nehmen würde, war eh klar, warum die Zeit also nicht sinnvoll nutzen und ins Ausland gehen?! Eine Entscheidung, die sich nachhaltig auf Handeln und Empfinden auswirkte. Mein Regionenfavorit war der afrikanische Kontinent.

Und so kam es, dass ich mich einige Monate später, im Herbst 2009, auf den Weg in Richtung der pulsierenden kenianischen Hauptstadt Nairobi machte. Hier sollte ich sechs Monate im Goethe-Institut in der Kulturabteilung verbringen. Rückblickend betrachtet war dies eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte. Es war mein erster langer Auslandsaufenthalt und prägte mein Handeln und Empfinden nachhaltig.

Bei dem Gedanken in einem mir unbekannten Land auf einem mir unbekannten Kontinent für einige Monate zu leben und zu arbeiten, packte mich vor meiner Abreise dann doch kurzweilig die Panik. Diese verflog jedoch sofort nach meiner Ankunft. Alle Sorgen und Befürchtungen waren wie weggewischt und ich habe mich bis zum Ende meiner sechs Monate immer wohlgefühlt und die Zeit in vollen Zügen genossen.

Während meiner Arbeit in der Kulturabteilung konnte ich viele Erfahrungen im Bereich interkultureller Kommunikation, in der Veranstaltungsorganisation und im Betreuen der Internetplattform sammeln. Nachdem Ende 2009 die Volontärin der Abteilung wieder nach Deutschland zurückkehrte, durfte ich ihren Platz im Bereich Theater und Tanz übernehmen. Mit der Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen konnte ich nun eigene Projekte umsetzen und war für diverse Austauschprojekte mit kenianischen Tänzerinnen und Tänzern verantwortlich.

Kulturschock made in Germany

Der Abschied vom Goethe-Institut und Kenia fiel mir sehr schwer. Auch mein Re-Entry, das Zurückkommen nach Deutschland und Wiedereinfinden in mein "altes" Leben waren nicht so einfach, wie ich es mir vor meiner Ausreise vorgestellt hatte. Die Treffen der Regionalgruppe Nordrhein-Westfalen, welche im Anschluss an den ersten Jahrgang gegründet wurde, haben mir jedoch gezeigt, dass es den meisten Rückkehrerinnen und Rückkehrern so ergeht. Mit etwas Abstand wurde mir auch immer klarer, dass ich in Kenia auch Deutschland neu kennen und vor allem schätzen gelernt habe.

Zum Wintersemester begann ich dann an der Universität Köln meinen Master in Germanistik und Geschichte. Durch meine Erfahrungen in Kenia war das Interesse geweckt worden, mich mit postkolonialen Theorien, dem Kolonialismus und vor allem dem heutigen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Europas zu beschäftigen. Durch die theoretischen Grundlagen begann ich meinen Auslandsaufenthalt neu zu reflektieren und mich kritisch mit meinem eigenen Verhalten auseinander zu setzen.

Die Beschäftigung mit Unterdrückten und Unterdrückern, unabhängig in welchem Kontext, durchzog mein Studium. Ich hatte das Glück Dozenten zu finden, die meine Begeisterung teilten, und es mir ermöglichten meinen inhaltlichen Schwerpunkt im Laufe des Studiums immer mehr auf den afrikanischen Kontinent zu verlagern.

Auch wenn ich während meines Studiums kurze Exkurse in andere kolonisierte Gesellschaften unternahm, mich zeitweise verstärkt mit Unterdrückungsmechanismen im Bezug auf Gender beschäftigte, dazu an Konferenzen mitarbeitete und in Fachzeitschriften publizierte, lag mein Hauptinteresse immer auf den afrikanischen Gesellschaften. So lag auch der Schwerpunkt meiner Masterarbeit, die ich diesen Sommer geschrieben habe, auf diesem Thema – etwas ungewöhnlich für eine Abschlussarbeit in Germanistik.

Von der praktischen Erfahrung zur Promotionsidee

Meine eigenen Erfahrungen in Kenia und die theoretische Auseinandersetzung zeigten mir, dass es in Europa kein breites öffentliches Bewusstsein zur kolonialen Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent gibt. Die Aufarbeitung und die Auseinandersetzung mit dieser scheint auf der Strecke geblieben zu sein. Die Vorstellungen von afrikanischen Gesellschaften erscheinen mir teilweise so abstrus, dass ich mich weiter mit diesem Thema beschäftigen möchte. Wahrscheinlich werde ich im Anschluss an meinen Master eine Promotion anschließen und zu den Bildern über Afrika in Europa arbeiten.

Interkultureller Austausch und die Lust zu Reisen bestimmen zu großen Teilen mein heutiges Leben. Ich hoffe sie werden immer ein Schwerpunkt meiner späteren Arbeit sein.