Das ist doch bei den Russen, oder?
"Ach ja, kenn ich: Radio Eriwan." "Gibt’s überhaupt fließendes Wasser in Albanien?" Zwei spontane Sätze, die meiner Familie und meinen Freund*innen in den Sinn kamen, als ich erzählte, dass ich bald für sechs Monate nach Armenien gehe. Ganz frei von diesen Aspekten war ich natürlich auch nicht, wusste ich doch bisher so wenig über das Land, in dem ich bald für ein halbes Jahr leben sollte.
"Eriwan", "Jerewan" oder wie es mir am liebsten gefällt "Yerevan". Die Hauptstadt, in der ca. 50% der 3 Millionen im Land lebenden Armenier*innen wohnen. Hier habe ich die letzten Monate gelebt und die Stadt lieb gewonnen. Sie spiegelt für mich perfekt die gleichzeitige Präsenz von Vergangenheit und Zukunft wieder, so, wie ich dieses Land kennengelernt habe. Auf der einen Seite sind da Geschäfte, die 24/7 geöffnet sind, freies WiFi an vielen Orten, iPhones an jedem zweiten Ohr und Automaten, an denen man seine Rechnungen bezahlen kann. Auf der anderen Seite spüre ich die ständige Präsenz der Vergangenheit und somit bisher ungelöster Konflikte mit zwei Nachbarstaaten, die selbst den jüngsten Armenier*innen einen Schauder ins Gesicht rufen und direkte Reisen in die Türkei und nach Aserbaidschan unmöglich machen. Ein ständiges Hin und Her also zwischen Innovation und Depression, was dieses Land und die Gespräche mit den Einheimischen so unfassbar interessant macht.