Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Tobias war 2013 für sechs Monate beim DAAD Informationszentrum in Eriwan in Armenien.

Das ist doch bei den Russen, oder?

"Ach ja, kenn ich: Radio Eriwan." "Gibt’s überhaupt fließendes Wasser in Albanien?" Zwei spontane Sätze, die meiner Familie und meinen Freund*innen in den Sinn kamen, als ich erzählte, dass ich bald für sechs Monate nach Armenien gehe. Ganz frei von diesen Aspekten war ich natürlich auch nicht, wusste ich doch bisher so wenig über das Land, in dem ich bald für ein halbes Jahr leben sollte.

"Eriwan", "Jerewan" oder wie es mir am liebsten gefällt "Yerevan". Die Hauptstadt, in der ca. 50% der 3 Millionen im Land lebenden Armenier*innen wohnen. Hier habe ich die letzten Monate gelebt und die Stadt lieb gewonnen. Sie spiegelt für mich perfekt die gleichzeitige Präsenz von Vergangenheit und Zukunft wieder, so, wie ich dieses Land kennengelernt habe. Auf der einen Seite sind da Geschäfte, die 24/7 geöffnet sind, freies WiFi an vielen Orten, iPhones an jedem zweiten Ohr und Automaten, an denen man seine Rechnungen bezahlen kann. Auf der anderen Seite spüre ich die ständige Präsenz der Vergangenheit und somit bisher ungelöster Konflikte mit zwei Nachbarstaaten, die selbst den jüngsten Armenier*innen einen Schauder ins Gesicht rufen und direkte Reisen in die Türkei und nach Aserbaidschan unmöglich machen. Ein ständiges Hin und Her also zwischen Innovation und Depression, was dieses Land und die Gespräche mit den Einheimischen so unfassbar interessant macht.

 

Blick auf einen Schneebedeckten Berg. Im Vordergrund Häuser der Stadt Jerewan Fluss in Armenien, grüne Sträucher, Bäume  und Felsen umsäumen den reißenden Fluss Blick auf Jerewan im Hintergrund ein großer Berg, dessen Gipfel Wolkenverhangen ist

Genug Freiheiten für eigene Projekte

Meine Hauptaufgaben im DAAD Informationszentrum waren sehr vielseitig. Neben der alltäglichen Verwaltungsarbeit (Excel war auch in Armenien mein treuer Begleiter) habe ich Flyer erstellt, unsere Facebook-Seite betreut, Stipendienzusagen verschickt oder den ersten Deutschlehrer*innentag in Armenien mitorganisiert. Hier war ich vor allem für die Registrierung und den Kontakt zu den Teilnehmenden verantwortlich.

Doch auch Marketing hat eine große Rolle in den letzten Monaten gespielt. An meinem zweiten Arbeitstag durfte ich meine Chefin und eine Kollegin für eine Präsentation gleich zu einer der zahlreichen Universitäten begleiten. In Yerevan allein gibt es über 15 Hochschulen. Dazu kommen noch ein paar weitere in den kleineren Städten. Ziemlich viel also für so ein kleines Land. Und so ist es auch nicht überraschend, dass ich im Rahmen meiner Tätigkeit im Informationszentrum viele armenische Studierende zu ihren Fragen rund um das Studium in Deutschland und die Programme des DAAD beraten durfte. Ein Einsatz beim DAAD in Armenien ist sehr abwechslungsreich und nie langweilig. Das Team räumt den Freiwilligen genug Freiheiten für eigene Projekte ein – sofern gewünscht – und ist dankbar für jede neue Idee.

Mit dem Rad durch Kroatien und Serbien

Eine der schönsten Erfahrungen während meines Freiwilligendienstes habe ich jedoch nicht in Armenien gemacht, sondern in Osteuropa. Ich habe an der Fahrradkarawane 2013 teilgenommen und mich mit 20 anderen Freiwilligen auf den Weg von Zagreb nach Belgrad begeben. Zugegeben, es war nicht immer einfach und nach zwei Tagen habe ich schon Muskeln gespürt, von deren Existenz ich noch nicht einmal wusste. Aber das Gefühl, wenn man einen Abhang runterfährt oder abends am nächsten Pausenort ankommt, macht es doppelt und dreifach wett.

Danke kulturweit! Schnorhak’alutzun Hayastan!