2017

pad/zfa
ungarn

Entdeckungen zwischen Stadt und Dorf

Neben ungarndeutschem Brauchtum und Gesängen entdeckte Kari in ihrem Freiwilligendienst im ungarischen Haritan klassische Volkstänze für sich.

„Doch die gen Ungarn ´zogen sind / die kommen nimmermehr“, so heißt es in einem ungarndeutschen Gedicht, das die Schüler*innen der Deutschen Nationalitätengrundschule Hartian im Volkskundeunterricht behandeln. Auch ich würde gerne noch hier bleiben und die großen und kleinen Entdeckungen erweitern, doch als kulturweit-Freiwillige ist die Zeit im Einsatzland nur begrenzt.

A wie Aufgaben

Auf dem Papier bin ich Freiwillige an der Deutschen Nationalitätengrundschule Hartian, aber eigentlich fühlt es sich mehr an, als wäre ich Freiwillige der Stadt.

An vier Tagen in der Woche bin ich in der Grundschule tätig und assistiere dort im Deutsch-, Volkskunde- und Geschichtsunterricht, arbeite also, oft auch spielerisch, mit den Lerngruppen, bereite Vorträge und Materialien vor, unterstütze die Vorbereitung auf die DSD-Prüfungen in der achten Klasse oder übernehme kleinere Unterrichtseinheiten in allen Jahrgangsstufen.

Darüber hinaus helfe ich bei der Organisation von Aktionstagen und Festen oder verfasse Artikel für die Homepage. Dienstags besuche ich den Nationalitätenkindergarten in Hartian, in dem die Kinder bereits erste Worte und Sätze auf Deutsch lernen. Außerdem gibt es einen ungarndeutschen Jugendverein in Hartian, mit dem ich an Seminarwochenenden teilgenommen oder ein Christkindlspiel vorbereitet habe.

Foto von Kari Lenke auf einem großen Platz, im Hintergrund Menschen und historische Gebäude Blick auf kleine Steinäuser in Abendstimmung, im Hintergund ein Kirchturm

B wie Begeisterung

Von Anfang an wurde ich herzlich in die Gemeinschaft der Schule, aber auch in die der Stadt aufgenommen. Hartian (oder Újhartyán) ist eine ungarndeutsche Kleinstadt mit Dorffeeling, 40 km von Budapest entfernt.

Ich erlebte eine starke Verbundenheit zu Deutschland, die mir als große Gastfreundschaft entgegengebracht wurde. Die Kinder lernen bereits ab dem Kindergarten Deutsch, aber sie werden auch mit den Traditionen in Berührung gebracht und man versucht, diese zu erhalten. Deshalb gibt es viele Feierlichkeiten und Bälle, die meine Zeit abwechslungsreich gestalteten und meine Musik- und Tanzkenntnisse enorm erweiterten.

Diese Gemeinschaft, und vor allem die Personen wie Schüler*innen und Lehrer*innen, die diese ausmachen, sind mir in den sechs Monaten ans Herz gewachsen. Und wenn ich diesem Dorfgefühl entfliehen möchte, dann sind Budapest und damit weitere Freiwillige nur eine 45-minütige Busfahrt entfernt, die mich hinein in die Großstadt und zu unzähligen Entdeckungen bringt.

C wie Chance

Entdeckt habe ich in den vergangenen sechs Monaten neben ungarischen Städten und Landschaften, typischem Essen (und typischen Weinen) und der neuen Sprache vor allem einen großen Teil der ungarndeutschen Traditionen und Bräuche – und damit eine Vorliebe für die fröhlichen Bälle, deren Tänze ich wohl nie ganz verstehen, aber immer munter ausprobieren werde.

Und ganz nebenbei habe ich an Selbstständigkeit, Mut und Offenheit für unplanbare Erlebnisse und Spontaneität gewonnen. Man kann nie wissen, was als nächstes kommt, doch man kann diese Überraschung als Geschenk sehen. Und am Ende bleibt bei mir ganz viel Freude, Staunen und Dankbarkeit.